Alle beharren auf ihren Positionen

BZ-INTERVIEW mit Gernot Erler, 9. August 2008  

FREIBURG. Die Bundesregierung hat sich am Freitag besorgt über den Konflikt in Südossetien gezeigt und alle Parteien aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Annemarie Rösch sprach darüber mit Staatsminister Gernot Erler (SPD) aus Freiburg.

BZ: Herr Erler, müssen wir befürchten, dass sich der Konflikt zu einem regelrechten Krieg ausweitet?

Erler: Die Lage in Südossetien ist sehr ernst. Russische Panzer haben ja inzwischen die Grenze nach Südossetien überschritten. Keiner weiß zurzeit, wie man Brücken schlagen kann, damit Russen, Georgier und Osseten wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren können. Im Moment ist noch schwer zu überblicken, wer den Konflikt begonnen hat und wen die Schuld trifft. Wahrscheinlich haben beide Seiten den Konflikt geschürt.

BZ: Die Bundesregierung hat sich um die Beilegung von Konflikten in Georgien bemüht. Welche Einflussmöglichkeiten sehen sie jetzt?

Erler: Im Konflikt zwischen Georgien und dem abtrünnigen Abchasien hatten wir immerhin erreicht, dass Russen, Georgier und Abchasen sich zu Gesprächen in Berlin bereit erklärt haben. Angesichts der Lage in Südossetien sind diese jetzt abgesagt worden. Es ist also sehr schwierig, zu vermitteln. Außenminister Steinmeier hat am Freitag schon mit seinem russischen Amtskollegen Lawrow und dem georgischen Präsidenten Saakaschwili gesprochen und sie dazu aufgefordert, wieder zu verhandeln.

BZ: Wie waren die Reaktionen?

Erler: Alle Seiten beharren auf ihrer Position. Leider wird dieser Konflikt auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen. Nach unseren Informationen sind es in erster Linie Zivilisten, die in den Auseinandersetzungen zu Opfern werden.