Gemeinsame Projekte im Süden Afghanistans

Die Niederlande und Deutschland wollen zusammen den Wiederaufbau im Süden Afghanistans voranbringen. Zwei Berufsschulen sollen jungen Leuten neue Chancen erschließen, ein Flughafen für den zivilen Luftverkehr erschlossen werden. Hierfür wollen sie zusammen 23,3 Millionen Euro ausgeben. Bei der Vorstellung der Projekte sagte Staatsminister Gernot Erler, die Zusammenarbeit sei ein gutes Beispiel für "gelebte Geberkoordinierung".

Seit kurzem gibt es eine zivile Flugverbindung zwischen Kabul und Tarin Kowt, Hauptstadt der Provinz Orusgan im Süden Afghanistans. Doch die Infrastruktur für den zivilen Luftverkehr in Tarin Kowt ist kaum vorhanden.

So braucht der Flughafen ein Terminalgebäude und einen Hangar, technische Ausrüstung, eine Zugangsstraße und eine Verbindung zwischen der Start- und Landebahn und den Einrichtungen für Passagiere. Mit dem Projekt soll der Zugang zu der südlichen Provinz Orusgan verbessert werden: Dies ist wichtig für die afghanischen Behörden, aber auch für Firmen und Privatreisende. Außerdem wird der Flughafenausbau und -betrieb Beschäftigungsmöglichkeiten für Afghanen schaffen.

Staatsminister Erler und der niederländische Botschafter in Berlin, Peter Paul van Wulfften Palthe, unterzeichneten heute im Beisein der afghanischen Botschafterin Maliha Zulfacar ein Memorandum of Understanding für die Zusammenarbeit beim Wiederaufbau in Südafghanistan. 23,3 Millionen Euro sind für die gemeinsamen Projekte in den nächsten zwei Jahren vorgesehen.

Deutschland wird 5,7 Millionen Euro beitragen, die Niederlande die 17,6 Millionen Euro. Umgesetzt werden die Projekte von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ. Die Niederlande führen das Regionale Wiederaufbauteam in Orusgan - ähnlich wie Deutschland im Norden des Landes.

Erler zeigte sich überzeugt, dass die große Aufgabe des Wiederaufbaus nur bewältigt werden könne, wenn man zusammenarbeite. "Alle reden über Kooperation beim Wiederaufbau, wir machen es." Der niederländische Botschafter van Wulfften stimmte dem zu: Die Vereinbarung sei ein "Beleg für die hervorragende Zusammenarbeit". Er hob hervor, dass die Projekte auf Wunsch der afghanischen Regierung ausgesucht worden seien, in deren Hände sie nach Fertigstellung auch übergeben werden sollten.

Erler sagte, es gehe auch darum, die afghanische Regierung dabei zu unterstützen, für die Wahlen in Afghanistan am 20. August ein stabiles und sicheres Umfeld zu schaffen. So sei es ein "positives Signal, dass wir heute unterzeichnen können."

Ebenfalls in Tarin Kowt, Orusgan, soll eine Berufsschule gebaut werden. Derzeit gibt es in der gesamten Provinz keine solche Einrichtung. Ziel der Schule ist es, den Schülerinnen und Schülern aus Tarin Kowt und Umgebung effektive Ausbildung und Training zu geben. Der Schwerpunkt liegt auf praktischer, technischer Ausbildung und Berufsvorbereitung. Die geschätzten Projektkosten belaufen sich auf rund 2,7 Millionen Euro.

In Kandahar soll das bereits existierende Technikum die dringend notwendige Modernisierung erfahren. In den 50er Jahren mit Hilfe deutscher technischer Zusammenarbeit gebaut, kann die Schule heute nur noch 90 der ursprünglichen 600 Schüler versorgen. Die Gebäude sind alt, und wurden teilweise während des Bürgerkrieges und der Herrschaft der Taliban beschädigt. Das niederländisch-deutsche Projekt will die 24  Gebäude renovieren, neue Trainingsmöglichkeiten schaffen und Wasser- und Stromversorgung sicherstellen. Außerdem soll in Kabul eine Trainingsmöglichkeit für Berufsschullehrer geschaffen werden. 2011 sollen die ersten ausgebildeten Lehrer auch in den Süden Afghanistans geschickt werden.

Teil des Projekts ist auch die Einrichtung eines "Risk Management Office" in Kandahar. Dessen Aufgabe wird es sein, sicherheitsrelevante Informationen zu sammeln und die umsetzenden Einrichtungen zu beraten.

Hier können Sie sich die Reden anhören!