Rede anlässlich des 50. Jahrestages der Unabhängigkeit Ghanas, 6. März 2007
Botschafter Kesse, Exzellenzen, sehr geehrte Gäste,
der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas ist ein Freudentag und ein guter Grund zu feiern. Daher ist es mir eine besondere Freude, Ihnen die Glückwünsche der Bundesregierung und des deutschen Volkes zu übermitteln.
Der 6. März 1957 war ein bedeutender Tag, nicht nur für Ghana. Als Kwame Nkrumah, der Vater der Unabhängigkeit Ghanas, öffentlich erklärte, dass Ghana endlich frei ist, hallte dieses kurze, aber große Wort wie ein Echo durch den afrikanischen Kontinent und darüber hinaus, überall dorthin, wo Völker nach Selbstbestimmung und Selbstregierung strebten. Vor 50 Jahren entfachte das ghanaische Volk ein Freudenfeuer, das als Inspiration und Orientierungspunkt für Millionen Menschen diente, die sich von den Ketten des Kolonialismus befreien wollten.
Kwame Nkrumah, Ghanas erster Premierminister und, von 1960 an, erster Präsident der Republik Ghana, war sich der besonderen Rolle bewusst, die Ghana damit zufiel. Er war nicht zufrieden mit dem, was er für Ghana allein erreicht hatte. Er vergaß nicht das Schicksal seiner afrikanischen Brüder, sondern setzte sich für ein in Freiheit vereintes Afrika ein. Seine panafrikanischen Visionen sind immer noch aktuell. Tatsächlich diskutiert die Afrikanische Union gerade jetzt wieder, wie sie sich zu dem entwickeln kann, von dem Kwame Nkrumah vor 50 Jahren geträumt hatte. Man könnte sagen, dass die Afrikanische Union eine Art Enkel der Union Afrikanischer Staaten ist, die Nkrumah in den Jahren nach Ghanas Unabhängigkeit konzipierte.
Nachdem Ghana eine schwierige Zeit durchgemacht hatte, entwickelte es sich wieder zu einer afrikanischen Erfolgsgeschichte. DerFortschritt, der Ghana in Bereichen wie der Demokratisierung und der wirtschaftlichen Konsolidierung gelungen ist, dient vielen Staaten, speziell im krisengeplagten Westafrika, als Bezugspunkt. Als eines der ersten Länder erklärte sich Ghana bereit, beim African Peer Review mitzumachen - ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Ghana sich nachhaltiger Entwicklung, guter Regierungsführung und den Grundsätzen der Transparenz und Verantwortlichkeit verschrieben hat.
Erwähnung verdient darüber hinaus Ghanas Einsatz für die Schaffung von Frieden und Sicherheit vor allem in Afrika, aber auch in anderen Erdteilen. Ghanaische Soldaten haben erfolgreich an einigen Friedenssicherungsmissionen der Vereinten Nationen mitgewirkt. In herausgehobenen Positionen tragen einige überaus angesehene Ghanaer dazu bei, konfliktträchtige Situationen einer friedlichen Lösung zuzuführen. Vor kaum mehr als einer Woche hat Dr. Mohamed Ibn Chambas, Präsident der ECOWAS-Kommission, sich erfolgreich bemüht, die festgefahrenen Verhandlungen in Conakry zwischen Vertretern der Gewerkschaften sowie der Zivilgesellschaft und der Regierung von Guinea einen wesentlichen Schritt voranzubringen. Präsident Kufuor wurde im Januar zum Vorsitzenden der Afrikanischen Union gewählt. Dieses ehrenvolle und wichtige Amt wurde ihm nicht nur als Geschenk anlässlich des 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas übertragen, sondern hauptsächlich weil Afrika an seine Fähigkeit glaubt, die Zone des Friedens und der Stabilität auf dem Kontinent auszudehnen. Der zweifellos berühmteste Sohn Ghanas ist Kofi Annan, der sich zahlreiche Verdienste erwarb, indem er der Welt in den vergangenen zehn Jahren als Generalsekretär der Vereinten Nationen diente.
Das Kofi Annan International Peacekeeping Centre in Accra hat sich zu einer anerkannten Institution entwickelt, an der sich zivile Friedenskräfte und Soldaten aus vielen afrikanischen Ländern fortbilden. Diese Einrichtung, die Deutschland von Anfang an unterstützt hat, stellt auch ein gutes Beispiel für die enge und vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern dar.
Botschafter Kesse, Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren,
der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas ist auch ein passender Zeitpunkt, sich an die Anfänge der dauerhaften Freundschaft zwischen der Republik Ghana und Deutschland zu erinnern. Denn nur wenige Monate, nachdem Ghana seine Unabhängigkeit erlangt hatte, hieß die Bundesrepublik Deutschland Ghana als neues Mitglied der internationalen Gemeinschaft willkommen und nahm diplomatische Beziehungen zur früheren Goldküste auf - ein weiterer Anlass, auf den wir heute Abend anstoßen wollen.
Ghana ist schon seit geraumer Zeit ein Schwerpunktpartner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die ökonomischen Verknüpfungen sind auch sehr intensiv. Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner Ghanas, und eine erhebliche Zahl deutscher Unternehmen hat in Ghana Niederlassungen eröffnet.
Die herausragende Qualität unserer bilateralen Beziehungen spiegelt sich anschaulich in der Häufigkeit gegenseitiger Besuche wieder. Im Januar hatte ich das Vergnügen, mit dem Bundespräsidenten Horst Köhler vier begeisternde Tage in Ghana zu verbringen. Wir haben die warmherzige und aufrichtige Gastfreundschaft der Ghanaer genossen und dort eine wundervolle Zeit verbracht. Keiner, der dabei war, wird je den herrlichen Empfang vergessen, den Präsident Kufuor im Castle gegeben hat. Bundespräsident Köhler hat bei diesem Besuch vor nicht einmal zwei Monaten sein zweites Afrika-Forum in Ghana veranstaltet, das erste, das auf afrikanischem Boden stattgefunden hat. Die beiden Präsidenten traten gemeinsam als Co-Gastgeber auf, was den besonderen Charakter der Beziehungen zwischen unseren Ländern unterstreicht. Im Juni 2006 hatte Präsident Kufuor den Bundespräsidenten hier in Berlin getroffen. Gemeinsam verfolgten die beiden Präsidenten das WM-Spiel der "Black Stars" (der ghanaischen Fußballnationalmannschaft) gegen Italien. 2004 besuchte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder Ghana, und nur zwei Jahre zuvor war Präsident Kufuor zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland gekommen.
Botschafter Kesse, Exzellenzen, sehr geehrte Gäste,
50 Jahre, nachdem das Land eine souveräne, unabhängige Nation geworden ist, blickt Ghana auf seine glorreichen Anfänge zurück. Überdies hat sich Ghana auf den Weg in eine noch bessere Zukunft gemacht. Bis 2020 beabsichtigt Ghana, eine solide Wirtschaftskraft und für seine Bevölkerung ein mittleres Einkommen zu erreichen. Seien Sie versichert, dass Deutschland Ghana weiterhin partnerschaftlich bei seinem Streben nach Fortschritt und Entwicklung unterstützen wird.
Botschafter Kesse, Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte Sie darum, Ihr Glas zu erheben und mit mir anzustoßen auf die Gesundheit und das Glück des Präsidenten der Republik Ghana, John A. Kufuor, auf die erfolgreiche Arbeit der Regierung Ghanas und auf das Glück und das Wohl des ghanaischen Volkes.
*Die Rede wurde im Original in englischer Sprache gehalten: