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Gründungskonferenz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien

Rede von Staatsminister Gernot Erler bei der Gründungskonferenz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), 26. Januar 2009 

 

Exzellenzen, sehr geehrte Gäste, meine Damen und Herren,

ich heiße Sie herzlich in Bonn willkommen. Ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung der Bundesregierung gefolgt sind.

Es ist mir eine große Ehre, heute hier zu Ihnen sprechen zu können. Heute ist ein bedeutender Tag in der Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit.

Seit langem ist klar, dass unser auf fossilen Energieträgern aufgebautes Wirtschaftssystem nicht nachhaltig tragfähig sein kann. Uns ist auch klar, dass ein Staat allein, und sei er noch so groß, diese Herausforderung nicht alleine angehen kann. Ob hier im kalten Winter in Deutschland oder im heißen Klima der Tropen, überall brauchen Menschen Energie. Wir haben erkannt, dass wir die Methoden, wie wir diese Energie herstellen, völlig verändern müssen. Dies ist ein Prozess, der uns alle angeht. Nur wenn alle mithelfen, können wir tragfähige neue Energiesysteme aufbauen, bevor die alten versagen.

Die Schlussfolgerung ist ganz klar: die Staatengemeinschaft muss sich verpflichten, diese Aufgabe gemeinsam anzugehen. Es gab bisher keine internationale Organisation, die sich vorrangig mit der Frage beschäftigt hat, wie wir diese enorme Umwälzung ausgestalten können. Heute nehmen wir unsere gemeinsame Verantwortung endlich wahr. Weil wir uns heute gemeinsam dazu bekennen, dass wir unsere Energieversorgung nachhaltig und umweltverträglich gestalten wollen mit Hilfe Erneuerbarer Energien und mit Hilfe von IRENA!

Was geschieht, wenn man sich dieser Verantwortung nicht stellt, haben wir im letzten Sommer erlebt. Der unerreicht hohe Ölpreis hat für wirtschaftliche Verwerfungen in der ganzen Welt gesorgt und Menschen auf dem gesamten Globus alarmiert. Hohe Ölpreise machen nicht an Grenzen halt, sie treffen alle, die auf Öl angewiesen sind. Der Ölpreis ist zwar wieder gesunken, aber das wird von den Analysten allein auf die globale Wirtschafts- und Finanzkrise zurückgeführt. Sobald sich die Wirtschaft wieder erholt, sind weitere Höchststände bei den Energiepreisen vorprogrammiert. Damit ist klar: wenn wir nicht in den nächsten Jahrzehnten permanent zwischen Energiekrise und Wirtschaftskrise hin- und herpendeln wollen, müssen wir unsere Abhängigkeit von fossilen Energien reduzieren.

Deshalb ist IRENA so wichtig, weil IRENA weltweit Regierungen dabei helfen wird, diesen für ihr jeweiliges Land so wichtigen Schritt zu gehen und sich aus dieser Abhängigkeit so schnell wie möglich zu lösen.

Es ist die feste Überzeugung der Bundesregierung, dass der isolierte, auf einzelne Länder beschränkte Einsatz erneuerbarer Energien nicht ausreicht, um den weiteren Anstieg der Treibhausgasemissionen und damit verbundener Folgen für das Klima zu verhindern. Bis jetzt ist der Einsatz Erneuerbarer Energien aber leider auf wenige Länder dieser Erde konzentriert. Diese Basis muss verbreitert werden: fossile Energieträger stehen für das Wirtschaften der Vergangenheit, Erneuerbare Energien dagegen für das Wirtschaften der Zukunft. Wenn heute die entscheidenden Weichen für diese Zukunft nur in wenigen Ländern gestellt werden, werden damit auch zukünftige Verteilungskämpfe bereits heute vorprogrammiert. Wir erkennen immer mehr, dass Energiefragen auch weitreichende außen- und sicherheitspolitische Bedeutung haben.

Das hohe wirtschaftliche Wachstum in Afrika, Asien und Lateinamerika kann nur weitergehen, solange es eine gesicherte Energieversorgung gibt; auch in Industriestaaten wird der Energieverbrauch kaum gesenkt werden können. Langfristig ist klar: Ressourcenknappheit, die Konkurrenz um Lagerstätten von Öl, Gas und Kohle kann immer stärker zu internationalen Spannungen führen. Weiter ansteigende Treibhausgasemissionen und der Klimawandel verursachen bereits heute die Vernichtung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Naturkatastrophen, zerstörte Infrastruktur - auch und gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Folgen sind weiter zunehmende soziale Spannungen, Migration, internationale Konflikte.

Eine weitere Eskalation dieser Konflikte können wir nur mit dem massiven Einsatz Erneuerbarer Energien langfristig verhindern.

Aber ich will hier nicht nur von den Risiken eines „Weiter so" reden, sondern auch von den Chancen der Umkehr. Wie der Gebrauch von Kohle wegweisend für die erste und der Gebrauch von Öl wegweisend für die zweite industrielle Revolution war, so wird der Durchbruch von Erneuerbaren Energien die Initialzündung einer dritten industriellen Revolution sein. Wir haben die einmalige Chance, gemeinsam diese neue, weltweite industrielle Revolution zu befördern und zu gestalten. Es ist im Interesse aller unserer Länder, an ihr teilzunehmen und auch andere Länder an ihr teilhaben zu lassen. IRENA wird uns dabei helfen, diese große Zukunftsaufgabe entschlossen anzupacken. 

Ich möchte ich Ihnen allen für Ihr Engagement für IRENA danken. Sie alle sind daran beteiligt, dass diese große Idee nun Wirklichkeit wird.

In vielen Sitzungen und Konferenzen haben wir alle gemeinsam daran gearbeitet, dass die dringend notwendige internationale Zusammenarbeit im Bereich der Erneuerbaren Energien in Zukunft besser geleistet werden kann als bisher. Die weltweiten Anstrengungen zur Förderung erneuerbarer Energien werden von heute an in einer Organisation, in einer Institution gebündelt.

Sie alle haben IRENA viel Unterstützung und wertvolle Anregungen auf ihren Weg mitgegeben. Wenn das bisher erreichte als Omen für die Zukunft von IRENA gelten kann, dann können wir Großes von ihr erwarten. 

Ich wünsche IRENA allen denkbaren Erfolg.