21. Juni 2007

Beitrag für 15 Jahre Bulgarisches Wirtschaftsblatt und Südosteuropäischer Report

Gernot Erler, MdB, Staatsminister im Auswärtigen Amt; Vorsitzender des Deutsch-Bulgarischen Forums; Präsident der Südosteuropa-Gesellschaft:

Zum Geburtstag schenkt man Blumen. Ich bringe fünf Rosen mit für den Ehrentag des Bulgarischen Wirtschaftsblatts, eine jede verbunden mit dem Dank und der Anerkennung für eine besondere Leistung.

Rose Nr. 1 gilt der Versorgung mit verlässlichen Informationen. Vor dem Wirtschaftsblatt gab es kaum eine Chance, detaillierte Daten und Fakten über Wirtschaft und Politik in Bulgarien zu erhalten, weder auf Deutsch noch auf Bulgarisch. Diese Lücke hat das Wirtschaftsblatt mehr als ausgefüllt und damit auch wichtige Vertrauensarbeit geleistet. Wer investiert oder kooperiert, braucht Wissen - über seine Partner, über den politischen Rahmen, über Trends und Entwicklungen. Längst hat sich für diese Aufgabe das Wirtschaftsblatt an die erste Stelle gesetzt, unverzichtbar für alle, die mit Bulgarien zu tun haben, egal woher sie kommen. Es soll Unternehmer aus anderen Ländern geben, die extra Deutsch gelernt haben, um mit den Informationen des Wirtschaftsblatts arbeiten zu können.

Die zweite Rose prämiert die Offenheit und die kritischen Fähigkeiten des Wirtschaftsblatts. Bulgarien ist - auch nach dem EU-Beitritt - kein Musterstaat und kein Schlaraffenland. Die Wähler sind ermüdet und wirbeln das bulgarische Parteienwesen durcheinander, wie gerade wieder die Wahlen zum Europäischen Parlament gezeigt haben. Die Krake Korruption gibt sich noch lange nicht geschlagen, und peinliche Skandale nahe der Staatsspitze wie „Ovtscharov- Gate" schaden dem Ansehen Bulgariens. Das kann man mit einem rosaroten Anstrich nicht heilen - und ich bin dem Bulgarischen Wirtschaftsblatt dafür besonders dankbar, dass es in Berichterstattung und Kommentar noch nie in Schönfärberei verfallen ist, sondern über offene Wunden auch offen spricht. Und ich hoffe, das bleibt so.

Eine dritte Rose gehört in das Knopfloch des erweiterten Anzugs des Wirtschaftsblatts als Südosteuropäischer Report. Es ist ja erstaunlich genug, dass praktisch in keinem der neuen EU-Länder die Erfolgsgeschichte des deutschsprachigen Wirtschaftsblatts nachgemacht wurde. Umso erfreulicher kam die erweiterte Berichterstattung über die bulgarische Nachbarschaft, die auch von ihrem logischen Ansatz überzeugt: Wo das ökonomische Einzelengagement zur strategischen Investition aufwächst, weiten sich auch das Interesse und der Blick in die Region!