Erwartungen an Johannesburg dürfen nicht enttäuscht werden
Zum Beginn der Johannesburger UN-Konferenz erklärt der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Gernot Erler:
Naturkatastrophen kannten wir Deutsche bisher überwiegend aus dem Fernsehen, da sie in der Regel weit weg von Deutschland in fernen Kontinenten stattfanden. Dies hat sich in den letzten Wochen drastisch geändert. So eindringlich wie noch nie in Deutschland hat uns die Flutkatastrophe vor Augen geführt, wie wenig der Mensch die Naturgewalten beherrscht. Die Katastrophe zeigte aber auch, dass viele ihrer Gründe durch menschliche Eingriffe in die Natur verursacht worden sind. Es ist zu hoffen, dass die dadurch entstandene Nachdenklichkeit nicht ebenso schnell wieder verschwindet wie die Wassermassen in den Überschwem- mungsgebieten, und dass nun auch die nötigen Konsequenzen gezogen werden.
Um Konsequenzen im globalen Rahmen geht es auf der in dieser Woche beginnenden UN-Konferenz zur "Nachhaltigen Entwicklung". In Südafrika wird dabei hauptsächlich um Armutsbekämpfung, Klimaschutz und eine gerechte Weltwirtschaftsordnung gerungen werden. Auf dieser größten Konferenz aller Zeiten werden sich 40.000 Delegierte aus aller Welt zehn Tage lang darum bemühen, Lösungen für diese dringendsten Probleme der Menschheit zu finden. Aufbauend auf den vor zehn Jahren beim Erdgipfel in Rio de Janeiro formulierten Zielen sollen nun konkrete Handlungspläne entwickelt werden. Die Auswahl der Schwerpunkte Wasser, Energie, Gesundheit, Landwirtschaft und Artenvielfalt zeigt, dass der Kampf gegen die Armut nur zusammen mit dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen erfolgreich sein kann.
Es ist kein Geheimnis, dass diese Konferenz viele Interessenskonflikte offenlegen wird. Ohne eine Änderung der Konsumgewohnheiten der reichen Industriestaaten wird sich weder eine nachhaltige Sicherung der Lebensgrundlagen noch ein Ausgleich im Nord-Süd-Gefälle erreichen lassen. Somit ist offensichtlich, dass Konflikte vorprogrammiert sind. Es ist dabei zu hoffen, dass die berechtigte Kritik der armen Länder und der Globalisierungsgegner das konstruktive Anliegen der Konferenz nicht beschädigen. Krawalle und Gewalt sind für die Lösung der Menschheitsprobleme genau so schädlich wie Desinteresse oder Arroganz der Reichen gegenüber den Armen.
Die Erwartungen an Johannesburg sind groß. Sie dürfen nicht enttäuscht werden. Die SPD-Fraktion unterstützt die deutsche Delegation unter den Ministern Heidemarie Wieczorek-Zeul und Jürgen Trittin, die das Engagement in dieser globalen Zukunftsaufgabe zu einem Markenzeichen der rot-grünen Politik gemacht haben.