Friedensnobelpreis an drei mutige Frauen

Zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, die liberianische Menschenrechtlerin Leymah Gbowee und die jeminitische Bürgerrechtlerin Twakkul Karman erklärt der Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Gernot Erler:

Das Osloer Nobelkomitee hat wieder einmal für eine Überraschung gesorgt. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an drei mutige Frauen, die sich in ihren Ländern gegen widrige Umstände behauptet haben, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Die SPD-Bundestagsfraktion gratuliert den drei Preisträgerinnen des diesjährigen Friedensnobelpreises.

Mit der liberianischen Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf ist eine Person ausgezeichnet worden, die als erste Frau durch eine Wahl in das Amt eines Staatsoberhaupts in Afrika gelangte. Sie hat es in ihrer bislang gut fünfjährigen Amtszeit vermocht, dem vom Bürgerkrieg geschundenen Land wieder Stabilität und Zuversicht zu geben.

Leymah Roberta Gbowee hat sich in ihrer Heimat Liberia schon in jungen Jahren für traumatisierte Kinder, Jugendliche und Bürgerkriegsflüchtlinge eingesetzt. Mit der von ihr initiierten Gründung der Women of Liberia Mass Action for Peace schuf sie eine entscheidende gewaltfreie Protestform in ihrem Land gegen das damals herrschende brutale Taylor-Regime. Sie hatte maßgeblichen Anteil daran, dieses Gewaltregime zu stürzen.

Auch die dritte Preisträgerin, die Jeminitin Tawakul Karman, steht für friedlichen und ausdauernden Protest. Sie gilt als eine der Initiatorinnen der Protestbewegung in einer nach wie vor stark männlich geprägten Gesellschaft. Seit Monaten gehen die Menschen im Jemen auf die Straße, um für mehr Demokratie und Mitbestimmung zu demonstrieren. Noch ist es nicht gelungen, das verknöcherte Saleh-Regime in die Knie zu zwingen. Aber der Nobelpreis dürfte der Protestbewegung im Jemen und auch in anderen arabischen Ländern neuen Auftrieb geben. Er ist zugleich eine Anerkennung der mutigen Protestbewegungen von der arabischen Halbinsel bis nach Nordafrika, bei der viele unschuldige Menschen bereits ihr Leben verloren haben.

Das Signal, das heute von Oslo ausgeht, heißt, dass sich Mut und Entschlossenheit zu friedlichem Protest auszahlen. Manchmal braucht es viele Jahre, aber die heutigen Preisträgerinnen haben bewiesen, dass es sich lohnt, mit friedlichen Mitteln für Freiheit und Menschenrechte zu kämpfen.

7. Oktober 2011