Schulen: Partner der Zukunft

Ansprache von Gernot Erler im Rahmen der PASCH-Veranstaltungen auf der didacta am 10. Februar 2009

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Uhlig,

sehr geehrte Frau Tabatabai,

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Schülerinnen und Schüler,

ich freue mich, dass unter Ihnen auch 60 Vertreter von Bildungsministerien aus aller Welt anwesend sind, die ich selbstverständlich auch ganz herzlich begrüßen möchte.

Es ist ja für alle Beteiligten nicht ganz einfach, wenn Leute meiner Generation versuchen auszudrücken, was wir warum bei jungen Menschen wichtig und nützlich finden: Ich vermute, dass sich nur sehr wenige derjenigen, die hier und heute als Funktions- und Projektträger vertreten sind, sich im engeren Sinn als jung bezeichnen würden.

Diese Feststellung enthebt uns andererseits aber sicherlich nicht von der Verpflichtung, die Perspektive junger Menschen in unsere Entscheidungen einzubeziehen, und ganz sicher auch nicht von der Möglichkeit, mit jungen Menschen Zukunft zu gestalten. Das Schlüsselwort lautet dabei allerdings: gemeinsam!

Und genau da setzen wir mit der von Außenminister Frank-Walter Steinmeier ins Leben gerufenen Initiative „Schulen: Partner der Zukunft" an: Wir wollen junge Menschen frühzeitig einbinden, sie weltweit für Deutschland und die deutsche Sprache begeistern und sie für unsere Ideen gewinnen - als  Scharniere in Wirtschaft und Politik, als Türöffner, als Vermittler und Netzwerker, kurz: als unsere Partner!

Das ist nicht nur der Kernpunkt der Partnerschulinitiative, sondern der Politik, die wir im Bereich der Auswärtigen Kultur und Bildung in den letzten 3 ½ Jahren verfolgt haben: Es geht darum, weltweit Partner zu gewinnen. Wir müssen um diese junge Menschen werben und ihnen langfristig gute Perspektiven bieten.

Zunächst werben wir weltweit für uns mit den Goethe-Instituten, mit Sprachkursen und Filmwochen, mit Ausstellungen und Konzerten. Wir sagen: Das ist Deutschland - es lohnt sich, uns besser kennen zu lernen! Wir haben daher in einem ersten Schritt das Goethe-Institut finanziell und strategisch auf eine neue und sehr solide Basis gestellt.

Wir haben dann in einem zweiten Schritt mit der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft" unser weltweites Netz an Schulen mit Deutschunterricht ausgebaut, sowohl was die Anzahl dieser Partnerschulen angeht als auch die Intensität der Zusammenarbeit. Denn eines ist doch klar: Hier können wir nicht nur für uns werben, sondern insgesamt ein breites Fundament für eine langfristige Zusammenarbeit legen. Ich bin davon überzeugt, dass wir über unsere Partnerschulen mehr junge Menschen dauerhaft für Deutschland gewinnen und die deutsche Sprache begeistern können, als mit irgendeiner anderen Maßnahme.

Wir kennen das doch alle noch aus unserer eigenen Schulzeit - die Freundschaften und die gemeinsamen Erfahrungen aus diesen Jahren bleiben einem oft ein Leben lang!

Außenminister Frank- Walter Steinmeier hat sich daher auch mit Nachdruck dafür eingesetzt, unsere Schularbeit im Ausland 2008 zu unserem Schwerpunktthema zu machen. Heute können wir mit einigem Stolz sagen: Die Initiative war und ist ein echter Renner und übertrifft unsere eigenen Erwartungen - wir haben alleine 2008 die Zahl unserer Partnerschulen mit Deutschunterricht weltweit von etwa 500 auf über 1.000 mehr als verdoppelt.

Das war ein außerordentlich ehrgeiziges Ziel, und viele haben gesagt, es sei utopisch. Aber: wir haben es geschafft, auch und vor allem, weil wir bei der Partnerschulinitiative auf gute und auch hoch motivierte Partner setzen können. Ich nenne hier die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, das Goethe- Institut, den Pädagogischen Austauschdienst und den DAAD. Und natürlich haben wir auch auf Seiten der Schüler, Lehrer und Schulleiter starke Partner, von denen einige sich heute auf der DIDACTA eingefunden haben. Sie heiße ich besonders herzlich willkommen!

2009 bauen wir im Rahmen der Außenwissenschafts-initiative unser Wissenschaftsnetzwerk aus: Die Perspektive, die wir unseren Partnern bieten wollen, soll über die Schulzeit hinausreichen. Die Partnerschaft mit unserem Land muss auch nach der Schule bestehen bleiben, um diese jungen Menschen als Ansprechpartner zu behalten. Wir tun das - um nur ein Beispiel zu nennen - u.a. mit Hochschulstipendien für die Absolventen der Partnerschulen.

Anrede,

Was die Partnerschulinitiative angeht, so wollen wir 2009 vor allem die Vernetzung der Schulen unter einander vorantreiben. Und ich bin in diesem Zusammenhang sehr froh, dass wir heute auch die neuen interaktiven Möglichkeiten der Website pasch.net präsentieren können.

Wenn ich eingangs von Altersunterschieden sprach und den Problemen, die sich daraus manchmal ergeben, dann gilt das sicher für den Bereich der digitalen Netzwerke in besonderem Maße. Hier klafft zwischen unseren Generationen eine Art digitale Lücke. Und mir scheint, wir müssen uns ziemlich anstrengen, wenn wir die Generation der „digital natives" erreichen wollen, also derjenigen, die sich eine Welt ohne Facebook, google und wikipedia kaum noch vorstellen können.

Anrede,

mit der PASCH-Website erkennen und unterstützen wir eine großartige digitale Nutzungsmöglichkeit. Wir haben damit ein globales digitales Netzwerk für unsere Partnerschulen angelegt, das Schüler und Lehrer gleichermaßen aktiv mitgestalten können - sie können auf der Website nicht nur auf deutsch chatten, mailen und bloggen. Die Website bietet ihnen darüber hinaus auch vielfältige Möglichkeiten, gemeinsame, länderübergreifende Projekte durchzuführen. Auf einer interaktiven Weltkarte können sie die über 1.000 Partnerschulen sehen: Partnerschulen von China bis Bolivien und von Schweden bis Neuseeland stellen sich auf der Seite vor.

Einen wichtigen Schritt können viele Schulen hier und heute auch bei der Partnerschulbörse machen. Mir liegt dieses Projekt besonders am Herzen: Denn damit schlagen wir den Bogen ins Inland und machen auch die Schulen in Deutschland zum Teil unseres weltweiten Netzwerks. Das hat nicht nur zur Folge, dass für deutsche Schulen die Welt plötzlich näher rückt, fassbarer wird.

Insgesamt 100 Schulen treffen sich hier, und das zeigt auch das riesige Potenzial der Partnerschulinitiative: Wenn nur an jeder Schule 10 Freundschaften entstehen, dann ermöglichen wir allein heute 1.000 Freundschaften! Und ich kann Ihnen sagen, dass ist auch für einen Staatsminister kein alltäglicher Vorgang!

Dass Schulpartnerschaften ein guter und auch vielfach bewährter Weg sind, um Menschen zu einander zu bringen, zeigt das Ergebnis unseres Videowettbewerbs: Wir hatten hier Schulen aus Deutschland und ihre Partnerschulen im Ausland gebeten, uns kurze, kreative Videobeiträge über ihre Partnerschaften zu schicken. Wir haben wirklich viele und wirklich gute Beiträge bekommen, und ich freue mich sehr, dass ich, nachdem Staatssekretär Uhlig auch noch ein Grußwort gesprochen haben wird, anschließend die besten drei Beiträge auszeichnen kann.